Neuer Direktabzug für Mauser 66 löst Probleme
mit dem Originalabzug
Bisherige Direktabzüge für die Mauser 66 konnten nicht überzeugen. Jetzt hat Roland Kessler einen Abzug entwickelt der im DWJTest überzeugen konnte.
Die Repetierbüchse Mauser 66 war zu ihrer Zeit eine Sensation und hat heute Kultstatus. Fast 70 000 Stück der handlichen Repetierer mit Teleskopverschluss (Bild oben) und Wechsellaufmöglichkeit wurden gefertigt. Die meisten der hochwertig verarbeiteten Waffen sind noch heute im Einsatz – zur vollen Zufriedenheit ihrer Besitzer. Zumindest beinahe, denn eine Kleinigkeit stört viele 66er-Fans: der Abzug. Fast alle Mauser 66 wurden mit Deutschem Doppelzüngelstecher ausgeliefert – für die 1970er-Jahre der klassische Abzug des deutschen Waidmannes. Heute weiß man, dass dieser Abzug nicht optimal ist und ein Sicherheitsrisiko darstellen kann. Ungestochen ist er viel zu hart für einen präzisen Schuss, und etwa bei einer Drückjagd, beim schnellen Folgeschuss erst noch den hinteren Stecher zu bedienen, ist kaum praxisgerecht. Daher bleibt die Mauser 66 oft im Schrank. Der Deggendorfer Büchsenmacher Roland Kessler ist bekannt für seine schlanke Repetierbüchse "Kesslerin" mit ihrem erstklassigen Abzug. Es dauerte nicht lange, und Roland Kessler baute seinen Abzug auch für normale 98er. Dann folgte ein Abzug für den alten Mannlicher-Schönauer, der auch unter dem "Problem Doppelzüngelstecher" litt. Jetzt hat er sich der Mauser 66 angenommen – und sich hier wirklich anstrengen müssen, denn einfach seinen bewährten Abzug passend machen, funktioniert hier nicht. Durch den kurz bauenden Teleskopverschluss liegt das Magazin unter dem Verschluss, und darunter liegt der Abzug. Der Platz reicht hier nicht aus, um einen herkömmlichen Abzug einzubauen. Technisch wäre das auch unmöglich, denn der Abzug muss ja seitlich neben dem Magazin nach oben wirken. Mauser löste das seinerzeit mit einer unter dem Magazinkasten verlaufenden "Wippe", die ein seitliches Übertragungsstück bedient. Das bedeutet lange Wege und ist kompliziert, was sich im schlechten Abzugsverhalten des ungestochenen Originalabzuges widerspiegelt. Der Stecher war hier notwendig, um zumindest über diese "Krücke" ein brauchbares Abzugsgewicht zu bekommen. Kessler benutzt die Wippe zwar auch, baut hier aber einen aus wenigen Teilen bestehenden und direkt wirkenden Abzug an, der so flach baut, dass er unter den Magazinkasten passt. Das Abzugsgewicht und der Abzugsweg lassen sich einfach über Stellschrauben präzise einstellen.
Die Testwaffe mit dem neuen Abzug sorgte beim Testschießen auf dem chießstand für Aufsehen. Der Abzug hat Matchqualität. Er bricht ohne spürbaren Weg bei 400 g Abzugsgewicht. Dabei ist er völlig sicher – selbst Gummihammerschläge hinten auf das Systems beeindruckten ihn nicht. Das
Abzugsgewicht zu erhöhen ist kein Problem und bei einer Großwild- oder Drückjagdbüchse sogar angebracht. Kessler justiert das gewünschte Abzugsgewicht. Das Geheimnis dieses Abzuges liegt in der richtigen Winkelstellung. Daher muss auch die Waffe zu Kessler geschickt werden, soll der Abzug gewechselt werden. Hier ist Büchsenmacherhandwerk gefragt, auch ein Stabilisierungsblech wird noch unten am Magazinkasten angelötet. Ein
"Abzugskit" zum Selbermachen gibt es nicht. Der Abzugsbügel muss etwas umgearbeitet werden, denn im Original hat er zwei kleine Durchbrüche
für die Züngel des Stechers. Jetzt wird nur noch ein etwas größerer Durchlass benötigt. Sehr angenehm ist, dass der Abzug ganz hinten im Abzugsbügel angeordnet ist. Das ist gut im Winter mit Handschuhen oder beim schnellen Repetieren. Mit dem Kessler-Direktabzug wird die altbewährte
Mauser 66 stark aufgewertet. Sie ist so voll drückjagdtauglich.
Es hat lange gedauert, aber nun kann die klassische Büchse auf ein modernes Niveau angehoben werden, zumindest abzugstechnisch. Der Umbau kostet ab 395 Euro. nk
Service
Waffenteil Direktabzug für Mauser 66
Hersteller Waffen Kessler
Land-Au 6
94469 Deggendorf
Tel 0991 284842
www.kesslerin.info
Preis ab 395 Euro (inklusive Umbau)
"Mit freundlicher Genehmigung des DWJ -Deutsches
Waffen-Journal" www.dwj.de
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